Sabrina Aganier – Poesie in Bewegung am Luftreifen

Hochklassige Artistik am Luftreifen bietet die 21-jährige Kanadierin Sabrina Aganier. Doch nicht nur das – die aus Montreal kommende Künstlerin verkörpert Poesie in Bewegung und lädt die Zuschauer für die Dauer ihrer Vorführung zum Träumen ein.

 

Sabrina Aganier

Sabrina Aganier

Als Artistin begann Sabrina mit 14 Jahren: Sie hatte in ihrer High School eine „activity class“, an der sie auf Anregung ihrer Lehrerin teilnahm, die ihr Talent erkannte. Im Rahmen eines Projekts entschied sie sich für die Kontorsion – zunächst nur am Boden. Nach einer Probevorstellung wurde sie auf die berühmte National Circus School in Montreal aufgenommen, an der sie eine dreijährige Ausbildung absolvierte. Parallel dazu ging sie weiterhin zur Schule.
An der National Circus School erhielt die junge Artistin Unterricht in so verschiedenen Fächern wie Präsentation, Artistik, Theater u. a. m. Ihr Unterricht begann um 8.30 Uhr, das Training um 16.30 Uhr. Danach gab es noch einmal Unterricht. Zwei Stunden täglich hatte Sabrina Training in Kontorsion – zunächst nur mit dem normalen Reifen, danach auch am Luftreifen („aerial hoop“).

2010 kam sie über ein Projekt der Absolventen der National Circus School dazu, vor den Olympischen Spielen in Vancouver/Kanada einen kurzen Lauf mit der Olympischen Flamme zu absolvieren. Zu dem berühmten Cirque du Soleil möchte sie vielleicht später einmal gehen, doch zuerst will sie sich individuell als Künstlerin ausleben und nach ihren eigenen Vorstellungen auftreten.  Wie kam Sabrina zum GOP Varieté-Theater? Im Jahr 2009 war Werner Buss (GOP-Showconcept in Hannover) zugegen, als sie und die anderen Absolventen der National Circus School Montreal ihren „Act“ präsentierten. Buss gewann sie für seine Show „RED“, mit der sie nun rund ein Jahr auf Tour durch die GOP-Varietés ist. In dieser Show tritt sie nur am Luftreifen auf.

Sabrina hat eine Trainerin nur für die Kontorsion (Daniela Arendasova) und dazu noch eine Trainerin nur für den Luftreifen (Elena Fomina). Ihre Trainerinnen beraten sie zwar bei der Präsentation ihrer Nummern, doch sie selbst entscheidet, was sie zeigt, welche Musik gespielt wird, welches Kostüm sie trägt (ihr Kostüm ist übrigens eine Spezialanfertigung). Sabrina erweiterte ihr Spektrum von der reinen Kontorsion am Boden zur Kontorsion am Luftreifen. Denn, so meint sie, vielleicht will das Publikum nicht immer reine Kontorsion sehen. Muskeltraining betreibt Sabrina nur, um ihren Körper flexibel und biegsam zu halten. Das ist jedoch kein reines Krafttraining zum Aufbau von Muskeln, sondern nur, um dehnbar und flexibel zu bleiben. Ihre Karriere hatte sie gar nicht geplant. Was daraus wurde, empfindet sie als großes Glück für sich. Ihre Nummer, sagt sie, sei sie selbst, das sei alles, was ihr Leben ausmache. Darin verkörpere sie sich vollkommen. Weil Sabrina die Welt kennen lernen möchte und ihr Beruf das Reisen mit sich bringt, sieht sie ihre Familie nur sehr selten. Doch betrachtet sie das Team von „RED“, mit dem sie fast ein Jahr auf Tour ist, als Ersatz dafür. Dort fühlt sie sich sehr wohl und daheim.

Die mit 1,60 m relativ kleingewachsene und zierliche Sabrina, die aber viel Kraft in ihren Händen hat, scheint eine große Zukunft als Artistin vor sich zu haben. Denn sie zeigt nicht nur außergewöhnliche Kunst, sie besitzt auch eine wirklich ganz besondere Ausstrahlung. Dabei bleibt sie immer natürlich und sympathisch – ein echter Liebling des Publikums.

Mario Kandil