Neues Theater Höchst, “Herbst 2011” (02.-27.11.2011)

Anders als heutzutage in vielen Varietés sitzt der Zuschauer im Neuen Theater Höchst (NTH) nicht an Tischen und wird bewirtet, was oft genug für die Künstler auf der Bühne eine Störung darstellt. Hier im NTH sitzen die Besucher vielmehr wie im Theater oder im Kino in Sitzreihen und verfolgen ohne Ablenkung die Aufführung. In diesem Rahmen bietet das aktuelle Programm „Herbst 2011“ Artisten, die weniger Poesie verkörpern, als vielmehr harte künstlerische Arbeit zeigen.

Durch das rund zwei Stunden umfassende Programm führt ebenso souverän wie sympathisch der Moderator und Comedian Felix Gaudo. Mit jungenhaft-spitzbübischem Charme besticht er nicht nur durch seine amüsante Mimik und Gestik, sondern ganz besonders durch seine akrobatisch zelebrierte Sprache. Das zeigt sich bei seinen originellen Wortspielereien, aber erst recht bei seinen musikalischen Einlagen. Selbst wenn er sich als Geigenspieler versehentlich auf seine Violine setzt, vermag er deren losen Saiten (in Begleitung der NTH Combo) noch ein tolles „O sole mio“ zu entlocken. Niemals wird Felix Gaudo bösartig, auch nicht zu den Zuschauern, die er vereinzelt zu wohlwollenden Späßen zu sich auf die Bühne holt.

Gina Althoff

Gina Althoff

Antipodenjonglage der Weltklasse bietet Gina Althoff aus der berühmten Zirkusfamilie Althoff. Mit mädchenhaftem Charme präsentiert sie sich wie eine zweite Carmen und balanciert mit ihren Füßen die unterschiedlichsten Gegenstände. Diese wirbelt sie mit derart atemberaubendem Tempo durch die Luft, dass sich der Zuschauer fragt, wie dies möglich sein kann. Höhepunkt ihrer Darbietung ist, dass Gina gleichzeitig auf ihren Zehen- und Fingerspitzen jeweils eine runde Decke in dauerhafter Rotation hält. Ein besonders sehenswerter Auftritt!

Ein riesengroßes Nachwuchstalent ist der 18-jährige Zauberkünstler Rafael Scholten aus Holland. Bei dem Artistik-Festival in Wiesbaden gewann der junge Magier den Preis des „Varieté Neues Theater Höchst“ und erbringt mit seinen Darbietungen in „Herbst 2011“ den Beweis, dass er diesen zu Recht erhielt. Kartenkunststücke, die Verwandlung von Gegenständen in andere u. v. a. mehr gehören zum breiten Repertoire von Rafael Scholten.

Atemberaubende Schleuderbrettakrobatik bietet das Duo Kis Faludy aus Ungarn. Das, was eigentlich in einem Zirkus zu sehen ist, bieten die beiden jungen Magyaren auf der Bühne eines Varietés. Ihre in die Luft geschleuderten Salti und Wirbel begeistern das Publikum, das sich von der Dynamik der zwei Artisten anstecken lässt. Einer kann sich bedingungslos auf den anderen verlassen, und so können die beiden hochgradige Dynamik auf dem Schleuderbrett demonstrieren.

Vladimir Georgievsky alias Professor Wacko erscheint als grauhaariger Akademiker mit Brille und im Anzug mit Fliege zunächst seriös und hölzern. Je mehr er sich aber – auch unter Zuhilfenahme von Zuschauern – auf das Trampolin begibt und an diesem versucht, desto stärker tritt er als wahrer Clown in Erscheinung. Doch hinter dem, was scheinbar Pleiten, Pech und Pannen sind, verbirgt sich die ganz hohe Kunst auf dem Trampolin. Faszinierende Körperbeherrschung lässt ihn alle noch so zahlreichen Missgeschicke an seinem Sportgerät unbeschadet überstehen. Und zum Schluss raubt er sich von einer überraschten Zuschauerin aus der ersten Reihe noch rasch einen Kuss!

Mit seinen 17 Jahren ist Viktor Krachinov noch ein Jahr jünger als Rafael Scholten, aber auf seinem Gebiet ein ebenso großes Talent wie der Niederländer auf seinem. Der aus einer traditionsreichen Artistenfamilie stammende Moskauer erfreut sein Publikum mit klassischer Jonglage in Kombination mit modernen, seinem jugendlichen Alter entsprechenden Elementen. Virtuos handhabt Krachinov die silbernen Keulen – einerseits tänzerisch-leicht und andererseits doch jugendlich-cool.

Längst zur Weltklasse im Bereich Equilibristik zählt das famose Trio The Liazeed aus Lateinamerika. Francesco, Omar und Zaida waren schon der Publikumsmagnet im Moulin Rouge in Paris, und später begeisterten sie in Monte Carlo, in den USA und in zahlreichen Fernsehshows. Sie scheinen in der Tat die Schwerkraft mit Leichtigkeit zu überwinden. Voll Dynamik und Tempo sind ihre Balanceakte und ihre Handstandakrobatik. Auch mit ihrer Darbietung an dem so genannten chinesischen Mast reißen sie das Publikum zu Beifallsstürmen hin.

Showtermine und Kartenvorverkauf finden Sie auf der Webseite des Neuen Theater Hoechst

Neues Theater Hoechst
Emmerich-Josef-Str. 46a
65929 Frankfurt am Main

Mario Kandil